Auf dem Holperweg nach Schlaglochhausen

Nach jedem Tief kommt wieder ein Hoch, so ist es auch bei uns. Als wir den letzten Blog in einem Unterstand geschützt vor dem Regen fertig geschrieben haben, machten wir uns bei kalten Temperaturen auf die Suche nach einem Wildzeltplatz für die Nacht. Vielleicht habt ihr euch schon einmal gefragt, wie wir das genau angehen?
Einerseits, wenn wir genug früh dran sind, schauen wir uns intuitiv nach kleinen Wegen, Strassen mit Fahrverbot oder Wiesen mit Büschen als Sichtschutz um. Andererseits, falls wir schon lange unterwegs sind und so noch nichts gefunden haben, nehmen wir Google Maps zur Hilfe. Dort sind kleine Lichtungen oder Verstecke mit einiger Übung gut auszumachen. Hier ein kleines Beispiel:

Den nächsten Tag hätten wir auch überspringen können, er gestaltete sich eintönig, kalt und herausfordernd. Am Ende des Tages mussten wir uns sogar noch durch lehmige Waldwege kämpfen. Erschöpft und von Schlamm bedeckt, sichteten wir einen Bach, der nur barfuss überquert werden kann – wir entschieden uns die Überquerung am nächsten Tag in Angriff zu nehmen und das Zelt aufzustellen.

Den Bach am nächsten Morgen im Blick zogen wir die Schuhe aus und schoben unsere Fahrräder barfuss durch das eisige Wasser. Geschafft – denkste?! Es folgten weitere drei Überquerungen infolge von eingestürzten Brücken, erneute Schlammschlacht und extrem anstrengende Strassen, wir sind am Tiefpunkt angelangt.

Passend dazu waren auch unsere Wasservorräte aufgebraucht, weshalb wir einen Friedhof mit einem Ziehbrunnen (sind in der Ukraine sehr verbreitet) ansteuerten. Noch bevor wir den Kessel in den Brunnen abseilen konnten, stoppte eine Autofahrerin (Iryna) und meinte wir sollten das Wasser auf keinen Fall trinken. Daraufhin erkundigten wir uns, wo wir die nächste Wasserstelle finden können und ob es in der Nähe ein Restaurant gibt. Sie gab uns darüber Auskunft und fragte uns nach unserem heutigen Plan, was wir wie fast immer mit „wissen wir noch nicht genau“ beantworten. Spontan lud sie uns zu sich nach Hause ein.
Mit eingeschalteten Warnblinkern eskortierte sie uns zu ihrem Haus, wo sie extra für uns kochte und wo wir die Nacht verbringen durften. Wir fühlten uns sofort als Teil der Familie. Es ergaben sich sehr spannende Gespräche über das Leben und die Ukraine.

Als wir uns bei Iryna nach einem Coiffeur erkundigten, meinte sie Beni solle sie einfach am nächsten Tag gleich zu ihrem Termin begleiten 😊.

Der Abschied fiel sehr schwer. Es tat unheimlich gut, so liebevolle Menschen um uns zu haben, so dass unsere Batterien und der Optimismus wieder auf 200% sind 💪🏻.

Gestärkt steuern wir das nächste Ziel, Tschernowitz, an. Mit so viel Energie konnte uns nicht einmal die wahrscheinlich gefährlichste Brücke der Ukraine stoppen. Seht selbst 😂:

Tags darauf geht es entlang einer geteerten Hauptstrasse, wo wir doppelt so schnell wie am Vortag vorwärts kamen. Wir werden ja oft gefragt, wie viele Kilometer wir täglich fahren. Das hängt stark von diversen Faktoren wie Höhenmeter, Strassenbeschaffenheit, Wetter und Motivation ab.

Ukrainische Strassen 😉, einige HöhenmeterGeteerte Strasse, wenig Höhenmeter

Unseren kompletten Streckenverlauf könnt ihr jeweils auf unserer Startseite ansehen.

In Tschernowitz angekommen, gönnen wir uns 3 Nächte in einer Wohnung nahe des Zentrums.

News: Aufgrund vieler Anfragen haben wir uns entschieden, unseren Blog nun auch auf Facebook zu posten. Falls ihr unsere Facebook Seite teilen möchtet: https://www.facebook.com/KommtZeitKommtRad/

8 Kommentare zu „Auf dem Holperweg nach Schlaglochhausen“

  1. Liebe Nicole, lieber Beni

    Der Film der „Mutbrücke“ und das Nachtbild finde ich super. :-))
    Herzlichen Dank für euren neusten Beitrag.

    Ganz liebi Grüess vo de Heidi, de Mame

  2. Caroline Sidler

    Hoi zäme. Ihr seid ja schon richtig weit gekommen. Eure Geschichten sind spannend und (teilweise) beneidenswert. Oft möchte man auch nicht mit euch tauschen. Die Brücke hätte mir den Rest gegeben;)
    Toll, dass ihr nun auch auf FB seid👍Gerne teile ich eure Geschichte. Wünsche euch weiterhin eine unfallfreie, gute Fahrt mit weniger Holperpisten. Caroline

  3. Hallo Ihr Beiden
    Wunderschöne Fotos von Tschernowitz! Herzerwärmend zu lesen, dass Ihr solch schöne Begegnungen erlebt und so viel von Land und Leuten aus erster Hand erlebt:)
    Glg, Marleen

    1. Hallo Marleen, ja sehr, heute hatten wir wieder ein lustiges Erlebnis. Wir fragten jemanden, wo man eine Ukrainische Fahne für an unser Fahrrad kaufen kann, da meinte er „one minute“. Kurz darauf erschien er dann mit zwei signierten Flaggen 😃.
      Glg Nicole & Beni

  4. Durch den „Othmissinger“ bin ich auf euer Abenteuer aufmerksam geworden und verfolge eure Reise gespannt. Ich bewundere euren Effort, eure Flexibilität und eure Ausdauer sehr, weiter so und bleibt gesund!
    Herzliche Grüsse aus Othmi,
    Gaby

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