Georgien – Vom Schwarzen Meer in die Hauptstadt, Teil 1

Lange ist es her, sehr viel haben wir erlebt und jetzt alles der Reihe nach…

Batumi, auch als Las Vegas am Schwarzen Meer bekannt, war unser erstes Highlight in Georgien. Die sehr moderne Stadt hat viele Casinos, welche vor allem auch Touristen aus umliegenden Ländern, allen voran der Türkei, anlockt, da bei ihnen ein Glücksspielverbot herrscht. Was uns besonders gefallen hat, war die schöne Promenade entlang des Meeres, das Ferienfeeling mit dem guten Essen und den vielen Palmen sowie die guten Vibes der Leute.

Über die Facebookgruppe „Long distance Cyclists“ sind wir per Zufall auf zwei Schweizer Fahrradreisende aufmerksam geworden, die zur selben Zeit in Batumi logierten wie wir. Wie klein die Welt doch manchmal ist! Sie kommen sogar aus Baden, dem Nachbardorf von Beni’s Heimatort Wettingen. Wir haben Lisa und Dario kontaktiert, trafen sie zum Essen und schnell war klar, es harmoniert sehr gut zwischen uns und daher beschlossen wir, den Weg Richtung Tiflis gemeinsam in Angriff zu nehmen 💪🏻😃.

Es machte richtig viel Spass mit Gleichgesinnten unterwegs zu sein. So konnten wir uns über das Erlebte austauschen, über Pläne diskutieren, gemeinsam kochen und die Abende zusammen geniessen.
Vier vollbepackte Radfahrer fallen doch ganz schön auf, was wir anhand der zunehmenden Anzahl vor Freude hupender Georgier und den Einladungen zu Chacha und Bier schnell bemerkten 😆.

Je näher wir uns unserem ersten Etappenziel, dem Goderdzi Pass auf 2025 m.ü.M., näherten, umso angenehmer wurde der Verkehr. Die Landschaft ähnelte mit zunehmender Höhe immer mehr der Schweiz, was auch etwas Heimweh auslöste 🙃.

Den ersten Abend mit Dario und Lisa genossen wir an einem Fluss, wo wir eine willkommene Abkühlung nehmen und den Einheimischen beim Fischen zusehen konnten. Kurz nach unserer Ankunft winkten uns die Georgier zu sich und teilten mit uns Speis und Trank.

Morgens kurz in den Fluss gehüpft, sind wir wieder frisch und bereit, die nächsten Kilometer in der brütenden Hitze unter die Räder zu nehmen. Entlang von wunderschönen Schluchten führte uns der Weg nach Khulo, wo wir uns für eine Unterkunft in einem Guest House entschieden haben, was sich noch als Glücksfall erwies, dazu später mehr 😅.

Das Guest House war sehr gemütlich eingerichtet und ideal für uns vier. Es hatte zwei grosse Zimmer und einen Gemeinschaftsbereich mit Küche, Wohnzimmer und Balkon mit grandioser Aussicht auf das Tal sowie die gegenüberliegende Berglandschaft. Einzig die Wasserversorgung liess zu wünschen übrig, es gab aufgrund der mangelnden Infrastruktur nur zwei Mal täglich für wenige Stunden Wasser.
Nach einem guten Nachtessen in einem lokalen Restaurant fielen wir todmüde ins Bett. Die Nacht war leider alles andere als erholsam, Beni muss etwas falsches gegessen/getrunken haben, er verbrachte auf jeden Fall die ganze Nacht auf der Toilette 💩🙈. „Fun fact“, wisst ihr noch was wir über die Wasserversorgung, was ja auch die WC-Spülung einschliesst, geschrieben haben 😄? Glück im Unglück – nicht auszudenken, wenn wir irgendwo in der Pampa gezeltet hätten.
Leider haben sich auch noch Gliederschmerzen und Fieber dazu gesellt, weshalb wir gezwungen waren, zwei Pausentage in Khulo einzulegen. Somit mussten wir uns auch von Lisa und Dario trennen. Sehr schade, doch wir werden sie auf jeden Fall in Tiflis wiedersehen!

Nach drei Nächten fühlte sich Beni einigermassen im Stande die letzten 1’400 hm (in 30 km) auf den Goderdzi Pass zum Green Lake zu bewältigen. Anfangs quälte er sich Meter um Meter vorwärts, für Nicole speziell Beni einmal im Rückspiegel zu sehen. Zum Glück kehrten die Kräfte im Laufe des Tages wieder zurück, da Beni das Essen behalten konnte.
So erreichten wir tatsächlich nach 5 Stunden über teils faustgrossen Schotter den wunderschön gelegenen Green Lake auf 2’058 m.ü.M.

Belohnt wurden wir durch einen fabelhaften Zeltplatz direkt am See. Nach einem kleinen Schwumm im kühlen Nass dunkelte es schon bald ein und ein sagenhafter Sternenhimmel erstrahlte über uns.
Am darauffolgenden Morgen lernten wir den „Green Lake Parkwächter“ kennen, er ist das perfekte Beispiel für die immer währende Gastfreundschaft ohne Hintergedanken. Er fragte uns, ob wir Tee und Kaffee wollen, da erwartet man doch normalerweise, dass er im Nachhinein eventuell etwas dafür in Rechnung stellt – nicht so in Georgien.
Extra für uns machte er sich auf den Weg zu seiner Hütte und kam 10 Minuten später mit einem Tablar voller Tee, Kaffee und Keksen wieder. Später durften wir sogar mit seinem Pedalo eine Runde auf dem See drehen – das Pedalieren beherrschen wir ja jetzt 😅.

Zur Zeit gönnen wir uns ein paar Pausentage in Tiflis, wo wir unter anderem endlich wieder einmal Zeit haben, um den Blog zu schreiben. In ein paar Tagen folgt noch Teil 2 unserer Strecke nach Tiflis.

Für noch mehr Einblicke in unseren Veloalltag schaut euch unser neustes Video an:


Übrigens haben auch Lisa & Dario einen tollen Blog mit vielen Videos. Falls ihr reinschauen möchtet, hier der Link.


6 Kommentare zu „Georgien – Vom Schwarzen Meer in die Hauptstadt, Teil 1“

  1. Silvan Peterhans

    Gratuliere, Beni! Ich weiss nicht, ob ich beim Zmorge auch so ein gequältes Lächeln wie du hingebracht hätte, wenn ich die ganze Nacht über meine Rosette hätte zuklemmen müssen… 😂
    Die Pflanze, welche euch der Georgier gegeben hat, könnte eine „kleinblättrige Bergminze“ gewesen sein.
    Alles Gute und eine unfallfreie Fahrt wünscht euch allen Silvan

  2. Ciao zäme
    Ich hab mal in der Familie nachgefragt betreffend der Pflanze: das Votum fiel eindeutig auf Zitronenmelisse.
    Weiterhin gut Fahrt!
    Liebi Grüess
    Manuela

  3. Liebe Radler
    Danke für euer Update. Wunderschöne Fotos und die interessanten Berichte machen gluschtig auf Entdeckungsreisen. Wünsche euch weiterhin gute Fahrt und viel Spass!
    Glg, Marleen

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