Georgien – Vom Schwarzen Meer in die Hauptstadt, Teil 2

Wie versprochen folgt jetzt der 2. Teil unserer Reise in die Hauptstadt Georgiens.

Nach einer erholsamen und sternenklaren Nacht am Green Lake haben wir uns am späteren Morgen auf den Weg gemacht. Vorbei an idyllischen Bergdörfern ging es nach einem erneuten Aufstieg dann rasant bergab auf wunderbarem Asphalt. Im Wissen, dass die Strasse ab Höhe des Passes dann nur noch aus Schotter bestehen wird, genossen wir dies umso mehr. Auf dem Schotter benötigten wir dann für 30 km (alles bergab) beinahe 3 Stunden. Je tiefer wir kamen, umso heisser und trockener wurde die Landschaft.

Das nächste grosse Highlight auf unserer Route ist die Höhlenstadt Wardsia, ein im 12. Jahrhundert erbautes Kulturdenkmal, welches dem UNESCO-Welterbe angehört. Bauherr war der georgische König Giorgi III. Er plante die Stadt als Grenzfestung gegen Türken und Perser. Seine Tochter, Königin Tamar, vervollständigte das Bauwerk und richtete es als Kloster ein. Während eines militärischen Konflikts mit den Seldschuk-Türken lebte sie von 1193 bis 1195 mit ihrem Gefolge in der Stadt. Für die Einwohner waren ursprünglich 3’000 Wohnungen auf bis zu sieben Stockwerken errichtet worden, die Platz für 50’000 Menschen boten.
Der Weg dorthin führte uns durch eine der schönsten Landschaften, die wir bisher angetroffen haben. Der Fluss Kura schlängelte sich entlang der Felsen und liess uns in unseren Tagträumen schwelgen. Einige Kilometer weiter erschien die Khertvisi Festung. Sie ist eine der ältesten Festungen in Georgien und animierte uns sogleich zu einem Drohnenflug, da sie uns mit ihrer majestätischen Erscheinung sofort in ihren Bann zog.

In Wardsia angelangt, besichtigten wir tags darauf die Höhlenstadt. Sie war genauso eindrücklich wie überall angepriesen. Man klettert durch ursprüngliche Höhlengänge und erhält einen Eindruck in das damalige Leben. Fünf Mönche leben sogar heute noch dort.
Per Zufall lernten wir bei der Besichtigung Gocha kennen, ein Tourguide, der gerade Pause machte. Nach einem kurzen Gespräch erkundigte er sich, ob wir für die Nacht bereits eine Unterkunft hätten, da er nebenbei mit seiner Frau noch ein Guest House betreibt. Wir bejahten, woraufhin er uns einen Vorschlag unterbreitete: Er würde uns nach der Arbeit bei unserer Unterkunft abholen und zu sich nach Hause für das Abendessen mitnehmen. Sie hätten guten Wein und seine Frau sei eine vorzügliche Köchin. Zudem kenne er eine geheime heisse Quelle, in der man baden kann. Diesen Ort würde er uns gerne auch zeigen und uns anschliessend wieder nach Hause fahren. Alles in allem sollte es nur 70 GEL (georgische Lari, ca. 20 CHF) kosten.
Erneut ist zu betonen, dass die Georgier solche Angebote immer sehr freundlich und nie aufdringlich unterbreiten. Nicht à la „Hey my friend, special price for you“ wie man dies aus anderen Ländern manchmal kennt.
Das Angebot nahmen wir dankend an und er holte uns pünktlich am vereinbarten Ort ab. Nach einer Zick-Zack-Fahrt vorbei an Kuhherden gelangten wir zu seinem schön gelegenen Guest House. Auf uns wartete schon ein köstlich gedeckter Tisch voller georgischer Spezialitäten inkl. einem gigantischen Krug Wein 🤪. Bäuche voll, Krug leer, machten wir uns auf den Weg zur heissen Quelle.
Nicht schlecht staunten wir, als er an einer Schranke zu einem Industriegelände Halt machte. Dort wollte er uns nicht etwa in Salzsäure auflösen und verschwinden lassen, sondern erklärte uns, dass die heisse Quelle auch reichlich CO2 zu Tage befördert. In einem grossen Tank wird das CO2 für Coca Cola abgeleitet und das heisse Wasser läuft in einen grossen Natur-Pool 😃.
Hemmungslos ergriff Gocha die Initiative und sprang nackt in den Pool. Wir folgten ihm und genossen die wunderschöne Aussicht und das warme Thermalwasser.

Gocha war nicht die einzig schöne Begegnung in Wardsia, wir lernten noch Michael aus Berlin kennen. Er ist mit dem Velo in der entgegengesetzten Richtung unterwegs, somit konnten wir uns gegenseitig Tipps für die bevorstehende Route geben.
Durch ihn wussten wir, dass unsere geplante Route auch wirklich vorhanden und fahrbar sei (auf einigen Karten war die Strasse nicht eingezeichnet). Einzig der steile Aufstieg über fürchterlichen Schotter sei nicht zu empfehlen, da er schon abwärts grosse Probleme damit hatte. So entschlossen wir uns, einen Fahrer für diesen Teil zu organisieren 🙃.
Nach einer stündigen Holperfahrt oben angekommen, wurden wir durch atemberaubende steppenähnliche Landschaften belohnt. Wir fühlten uns wie in der Mongolei 😍.

Die Steppenlandschaft hielt noch eine Weile an. Später folgten wir einer Strasse mit wenig Verkehr und drei sehr schönen Seen. An zwei davon haben wir gezeltet. Beim Einen wurden wir kurz vor Tbeti auf der Strasse von einem Franzosen angesprochen, der ganz in der Nähe ein Hostel betreibt und sich nach unserem Übernachtungsort erkundigte. Da wir noch keinen Plan hatten (wie meistens), meinte er, wir sollen doch zu seinem Hostel fahren und dort bereits das Zelt aufstellen, er werde dann nach seinem Einkauf dazu stossen. Am Abend würde zudem ein Barbecue stattfinden. Dankend nahmen wir die Einladung an.
Wir bereuten es keine Sekunde, denn es wurde ein lustiger Abend mit neuen Bekanntschaften. Es gesellten sich immer mehr Leute dazu, die tagsüber auf einer Wanderung respektive Kajaktour waren. Der Franzose stellte selber Wein und Käse her, beides war super lecker.
Müde verabschiedeten wir uns um Mitternacht von der Gruppe. Als wir am nächsten Morgen ausgeruht aus dem Zelt krochen, entschuldigte sich einer nach dem anderen für den Lärm in der Nacht. Sie fragten, ob wir überhaupt eine Sekunde schlafen konnten. Wir wussten gar nicht wovon sie sprachen, unser Schlaf war super!

Wie wir dann erfahren haben, feierten der georgische Nachbar und die anderen Hostelgäste noch bis zum Morgengrau direkt neben unserem Zelt. Der Wein war offenbar so gut, dass die eine Person sogar die restliche Nacht auf dem WC verbrachte 🤢😅.

Für unsere „Tipps und Tricks“ Kiste haben wir hier folgenden Ratschlag, der uns schon vielfach vor einer schlaflosen Nacht bewahrte.

Beni kennt jemanden in Wettingen, der massgeschneiderte Silikon-Ohrstöpsel herstellt. Diese haben wir uns vor der Reise gegönnt und würden sie nicht wieder hergeben 😃! Sie halten nicht sämtliche Geräusche ab, sind aber sicherlich um Welten besser als die herkömmlichen Ohrstöpsel. Hier der Link und die Kontaktdaten von René Berz (RB-Tech GmbH), falls ihr auch Interesse daran habt.

So sieht das dann aus:

Bilder entlang der schönen Seen:

Ausgeruhter als die anderen machten wir uns schon zeitig auf den Weg, denn Tiflis war nur noch zwei Velotage entfernt. Am letzten Tag wartete noch eine Wahnsinnsabfahrt auf uns. Sagenhafte 1’440 hm auf bestem Asphalt bergab zum Teil mit Höchstgeschwindigkeiten von 70 km/h 💪🏻.

Die erste Woche in Tiflis verging wie im Flug. Folgendes stand auf dem Programm: Sightseeing, Blog schreiben, Weiterreise planen, Dario & Lisa treffen, Essen geniessen, arbeiten und vieles mehr 😅.

Für noch mehr Einblicke in unseren Veloalltag schaut euch unser neustes Video an:

8 Kommentare zu „Georgien – Vom Schwarzen Meer in die Hauptstadt, Teil 2“

  1. Wow, bi grad richtig abtaucht und is Träume cho bi euem interessante und super spannend gmachte Bloggbitrag. 👏🏻
    Die Gegend isch jo de absoluti Traum.
    Ich wünsch eu witerhin vo ganzem Herze alles erdenklich Gueti.
    Ganz e feschti Umarmig eu Beidne.

  2. Fantastische Reisereportagen, tolle Landschaften und Erlebnisse. Ihr macht das echt super. Weiterhin alles beste und genießt jeden Moment.
    Liebe Grüße,
    Henryk

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