Norwegen – Kurz vor dem Polarkreis

Route zum Blog:

Um näher an die Küste zu gelangen, haben wir ja den Zug bis nach Åndalsnes genommen. Schon bald konnten wir die ersten Fjorde entdecken, meist waren sie in dicke Regenwolken gehüllt, aber ihre Anwesenheit konnten wir erahnen. So kam auch die 8,3 km lange Atlantikstrasse immer näher, wegen der wir auch den Direktweg nach Trondheim ausgelassen haben. Sie verläuft über acht Brücken und mehrere kleine Inseln und gehört zu den schönsten Strassen der Welt.

Der EuroVelo 1, dem wir nun bis ganz in den Norden Norwegens folgen werden, führt entlang der Küste und schlängelt sich an den zahlreichen Fjorden vorbei. Das bedeutet, dass gewisse Strecken mit Fährverbindungen zurück gelegt werden müssen/können. Die meisten kleinen Fähren sind für Veloreisende kostenlos. Zudem ist uns aufgefallen, dass die Kurzdistanz-Fähren sogar mit Strom betrieben werden. Da die Stromversorgung entlang der Küste nicht immer sehr ausgebaut ist, ist dies nicht ganz einfach. Wer sich wie Beni näher dafür interessiert: Link Elektrofähre.
Allgemein wird man bei den Norwegern und dem Thema Energie nicht ganz schlüssig. So produzieren sie saubere Energie im Überfluss, welche sie dann aber auch wieder sinnlos verschwenden. Zum Beispiel brennen am helllichten Tag die Strassenlaternen oder die Lichter der Häuser. Auch wird sehr viel mit alten Elektro-Heizkörpern geheizt, in grösseren Städten im Winter sogar die Trottoirs, damit sie eisfrei bleiben.
Auf den Strassen ist Norwegen mit über 80% Elektroautos Vorreiter. Diejenigen, die mit Verbrennern unterwegs sind, lassen ihre Motoren beim Einkauf oft einfach laufen 😅.

Auf unserer Fahrt entlang der Küste geizt das Wetter weiterhin mit Sonne und Wärme, wir versüssen uns aber den Tag jeweils mit kleinen Freuden wie z.B. dem Sammeln und Verspeisen von Pfifferlingen sowie Pflücken von wilden Erdbeeren und Heidelbeeren. Auch eine tierische Begegnung mit einer Alpaka-Herde, wobei eines besonders hervorgestochen ist, hat uns ein Lachen auf die Lippen gezaubert.
Wenn sich die Sonne zwischendurch kurz blicken liess, erhaschten wir schöne Blicke auf die erhabenen Fjorde. Zudem trafen wir auf Darius & Corinne, ein Schweizer Radreisepaar, mit denen wir einen Abend, umgeben von einem halben Zoo, direkt am Wasser zelteten. Leider trennten sich danach unsere Wege, was sehr schade war, da wir uns auf Anhieb super verstanden haben.

Erneut war während 2 Tagen heftiger Regen angesagt, darum haben wir 1 Tag davon auf einem Campingplatz in einer Cabin verbracht. Das ist die günstigste Möglichkeit in Norwegen ein Dach über dem Kopf zu haben. Es handelt sich dabei um kleine Hütten, ausgestattet mit Etagenbetten, einem Tisch mit Stühlen, Herdplatte und Elektroheizkörper 😉. Im Schnitt kosten sie CHF 30.-/Nacht exkl. Dusche und Waschmaschine. Auch hier hat uns ein nettes deutsches Ehepaar verholfen, den kalten Regentag zu einem positiven Erlebnis zu machen. Wir wurden mit ca. 800 g fangfrischem Seelachs beschenkt. Sogar die Zubereitung wurde uns abgenommen, wir mussten ihn nur noch anbraten. Am Abend durften wir die Gastfreundschaft dann noch bei einem Schwatz und gutem deutschem Bier sowie Kaffee erleben.
Den anderen Regentag haben wir auf dem Velo in Angriff genommen, wir wurden bis auf die Unterhosen nass und es war 7°C kalt. Belohnt wurden wir abends mit einer unfassbar schönen Regenbogenwolke.

Mehr oder weniger trocken erreichten wir tags darauf Trondheim. Die Stadt hat ein reiches Kulturleben mit internationalem Einschlag, ausserdem ist die Stadt eine beliebte Pilgerstätte und war früher 200 Jahre lang Norwegens Hauptstadt. Wir hatten Glück, es fanden ohne unser Vorwissen 3 Festivals statt, ein Bier-, ein Food- und ein Musikfestival und wir wurden mit 2 traumhaft schönen Sommertagen verwöhnt.
Zu Beginn, als wir in die Stadt einfuhren, war noch unklar wo wir übernachten werden, da wir vom Warmshowers-Host, den wir angefragt haben, noch keine Antwort erhalten haben. Wir entschieden uns dann in der Nähe des bekannten Nidarosdoms unser Zelt aufzustellen. Als sich Allan (unser Host) am nächsten Tag dann doch noch meldete, nächtigten wir für eine Nacht bei ihm zu Hause. Dort trafen wir auf unseren neuen Freund Marco, der zeitgleich ebenfalls dort war. Marco kommt aus Basel. Zusammen besichtigten wir am nächsten Tag die Stadt, hatten ein Riesengaudi zusammen, genossen die guten Gespräche, unseren teuren Wein aus dem Kanister und er begleitete uns bis zum Schiffshafen, wo wir uns leider voneinander verabschieden mussten. Sicher werden wir uns in der Schweiz wieder sehen.

Für uns ging es dann auf das sehr bekannte Hurtigruten Postschiff, das uns bis nach Nesna bringen soll. Diese Entscheidung fällten wir aufgrund der Tatsache, dass sich die Landschaft bis zu den Lofoten nicht mehr extrem verändert, wir bei den Lofoten genügend Zeit haben möchten und unsere Strecke bis nach Helsinki doch noch sehr lange ist. Was wir auf dem Schiff erlebten, lest ihr dann im nächsten Blog.

Für noch mehr Einblicke in unseren Veloalltag schaut euch unser neustes Video an:

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen