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Nach der stürmischen Nacht im ehemaligen Bunker in den Pyrenäen lag eine wunderschöne Abfahrt Richtung Figueres vor uns. Wir rollten an zahlreichen idyllischen Dörfern vorbei, rustikalen Häusern, eine Kirche in jedem Ort, und erreichten schliesslich Girona, wo unser Warmshowers-Host Pau auf uns wartete. Zu ihm durften wir ein Ersatzteil für unseren Benzinkocher schicken, und obendrauf bot er uns an, die Nacht bei ihm zu bleiben. Fun fact: Eines seiner Hobbys ist es, Kocher aller Art zu sammeln! Über 200 Stück besitzt er – Gas, Benzin, Holz, sogar einen aus der Schweizer Armee, erzählt er stolz.
Auch sonst ist er eine echte Wundertüte. Wer hätte gedacht, dass ein Spanier schon mehrmals in der Schweiz an Iglubau-Treffen teilgenommen hat und dort sogar anderen beigebracht hat, wie man ein doppelstöckiges Iglu allein aus Schnee baut? Neben seinen Geschichten hat er uns auch kulinarisch verwöhnt; selbst eingelegte Oliven durften dabei natürlich nicht fehlen. Später am Abend kam noch seine Frau dazu, und die beiden erzählten von den vielen Warmshowers-Gästen, die sie schon beherbergt haben – im Schnitt eine Person pro Woche. Einmal hätten sie sogar das Auto draussen stehen lassen und die gesamte Garage mit Matratzen ausgelegt, um eine französische Familie mit vier Kindern zu beherbergen, alle ebenfalls mit dem Velo unterwegs.





Wir lieben das Reisen ohne feste Termine, nur so hat man genug Zeit für spontane Begegnungen. Umso mehr spürten wir den Unterschied, als uns klar wurde, dass wir bereits in einem Monat auf La Palma sein müssen, weil wir dort für 1.5 Monate eine Wohnung gemietet haben, und somit etwas unter Zeitdruck stehen.
Schnell war klar, dass wir nicht die ganze Strecke quer durch ganz Spanien mit dem Velo schaffen würden – wir sind spät gestartet und wurden dann auch noch krank. Also überlegten wir uns, wie wir von Girona am besten „abkürzen“ könnten, um möglichst weit in den Süden Spaniens zu gelangen und somit als zusätzlichen Pluspunkt auch wieder mehr in die Wärme. Der Zug wäre unser Favorit gewesen, aber auf den brauchbaren Verbindungen werden keine Velos mitgenommen oder nur verpackt in einem Karton. Per Flixbus wäre ebenfalls ideal, doch im Winter transportieren sie keine Velos, da die Nachfrage zu gering sei. Dass sie dafür das ganze Trägersystem abbauen und auf zusätzliches Geld verzichten, ergibt für uns zwar wenig Sinn, aber irgendein Ökonom wird da schon richtig kalkuliert haben 😅. Fliegen war ebenfalls keine attraktive Option mit unseren Velos.
Dann kam uns die Idee, ein Auto zu mieten und an einem anderen Ort zurückzugeben. Und siehe da: Mit Europcar funktioniert das problemlos – und es ist nicht einmal viel teurer als mit dem Zug! Also buchten wir das grösste verfügbare Auto von Girona nach Jaén in Andalusien. Da wir mit all unserem Gepäck im Kofferraum nicht irgendwo übernachten wollten, blieb uns nichts anderes übrig, als die 900 Kilometer mehr oder weniger am Stück durchzufahren. Punkt 8 Uhr morgens standen wir am Europcar-Schalter, um keine Zeit zu verlieren.
Als wir dann mehrheitlich 140 bis 160 km/h auf dem Tacho hatten, konnten wir richtig aufatmen, da wir sehr gut vorwärts kamen. Kennt ihr das Gefühl, wenn die geschätzte Ankunftszeit immer früher wird? Herrlich. Die Strassen waren in einem ausgezeichneten Zustand und wir hatten kaum Verkehr. So kamen wir, ziemlich erschöpft, eine Stunde vor Ladenschluss (19:00 Uhr) in Jaén an.
Dort standen wir nun, im Dunkeln, inmitten dieser Stadt mit 112’000 Einwohnern. Wie zwei Zombies setzten wir uns in den erstbesten Park und kochten unser Essen für die ganz harten Zeiten: Pasta mit Tomaten-Sauce 😅. Danach liefen wir ein paar Meter weiter und stellten unser Zelt unter dem nächstbesten Olivenbaum auf. Spoiler: Das wird nicht der letzte Olivenbaum gewesen sein.






Ab Jaén folgen wir hauptsächlich dem European Divide Trail, einer Bikepacking-Route bis nach Cádiz. Dort werden wir am 13.12. die Fähre auf die Kanaren nehmen. Gleich hinter Jaén führte uns ein erstaunlich gut gepflegter Gravel-Veloweg mitten durch die Olivenplantagen Richtung Martos – direkt ins Herz der Olivenölproduktion. Erst als wir die ersten Höhenmeter geschafft hatten, wurde uns klar, wie unglaublich gross diese Plantagen sind. Mit etwa 175 bis 200 Millionen Olivenbäumen in Andalusien stammen schätzungsweise rund 30–36 % des weltweiten Olivenöls von hier. Egal wohin wir blicken: Am Horizont stehen immer Olivenbäume.
Irgendwie wirkt es seltsam, dass man so oft von der Abholzung des Regenwaldes wegen Palmöl liest, aber über die 1’700’000 Hektar (allein in Andalusien) Oliven-Monokultur kaum etwas hört. Wenn man durch die Felder fährt oder sogar darin übernachtet, merkt man schnell, dass hier jegliches Leben verschwunden ist. Keine Insekten weit und breit – fürs Zelten zwar angenehm, aber für die Natur? Begrünungsstreifen sucht man vergeblich. Wie viel ein solcher Streifen ausmachen kann, merkten wir, als wir unser Zelt einmal in der Nähe eines kleinen Bachlaufs aufstellten. Dort standen aufgrund der Topografie noch ein paar „normale“ Bäume und Büsche – und plötzlich wimmelte es nur so von Vögeln.
In Martos hatten wir eine Pause eingeplant. Die Stadt hat uns ausgesprochen gut gefallen. Hoch über ihr thront das Castillo de la Peña auf einem gewaltigen Felsen, und darunter schmiegt sich die Stadt in die Hänge – wunderschön. Nach der ersten Nacht in unserer Unterkunft wollte sich eigentlich auch Beni einfach einmal ausruhen. Doch das gute Flugwetter 🪂 und die direkte Sicht auf den offiziellen Startplatz waren zu verlockend. Es hat sich mehr als gelohnt: Er hatte den Himmel für sich allein und landete sicher in Martos. Für Interessierte:
https://igcviewer.burnair.cloud/?file=https://www.burnair.cloud/igc/2025-11-20_11.54_LA-GRANA_BENI-GASSER_11-5617_1001.igc
Nach dem Flug folgten ein paar Tage, an denen wir uns dem Lightning Process widmeten. Vereinfacht gesagt haben sich alte Muster gezeigt, die wir möglichst schnell wieder durchbrechen wollten. In solchen Momenten ist es für uns unglaublich wertvoll, Lucia als Trainerin an unserer Seite zu haben. Gemeinsam mit ihr waren wir in wenigen Tagen wieder auf den Beinen, sodass wir an unserem letzten Tag in Martos dann noch den Felsen über der Stadt besteigen konnten.
Beni hatte ihn schon einige Tage zuvor aus der Luft 🪂 begutachtet und meinte, dass ein Start dort theoretisch möglich sein könnte und er möglicherweise nochmals mit dem Schirm abheben kann – mehr dazu in unserem Video zum Blog 😊.











Der ganzen Olivenbaum-Monokultur zum Trotz haben wir die Weiten, die Farben der Hügel und die unglaubliche Ruhe auf dem Veloweg weiter Richtung Córdoba genossen. Es gibt eigentlich nichts Einfacheres als in dieser Umgebung einen guten Zeltplatz zwischen den Olivenbäumen zu finden, wäre da nicht gerade die Haupterntezeit 😊. So mussten wir schauen, dass wir in alle Richtungen mehr oder weniger nicht gesehen werden und uns dort niederliessen, wo bereits geerntet wurde. Die Bauern sind bei den noch nicht abgeernteten Bäumen eher vorsichtig, weil es öfters in der Nacht kriminelle Banden gab, welche grosse Mengen Oliven gestohlen haben. Allein in Andalusien verschwanden nach Schätzung der Polizei in der winterlichen Erntesaison 2023/2024 mehr als 500.000 Kilo Oliven von den Feldern. Deswegen überwachen die Bauern inzwischen mit Drohnen, Nachtsichtgeräten und Hubschraubern die Anbaugebiete.








Für noch mehr Einblicke in unseren Veloalltag schaut euch unser neustes Video an:

Ahoi ihr beide,
schön, eu immer wieder uf Kurs z gseh, danke lönd ihr mich mitreise, ah, ich liebe Olive und all die Abentür us eurer Reis und s Video het mi richtig zum Lache brocht, unglaublich.
Keep on going, Heidi
Schön het der de Blog gfalle und dich chöne zum lache bringe 😊
Hallöchen🙋♀️
Wiedereinmal lasst Ihr uns teilhaben an Eurem Abenteuer.
Mit beeindruckenden Bildern dürfen wir ein Stückweit mit Euch reisen. Das ist schön.🤩
Weiterhin alles Gute.Habt noch einen angenehmen Tag.🎅🏻
Herzliche Grüsse aus Lausen.🫶
Von Stephanie & Markus
Schön dass mir so chöne chli derbi si uf eurer Reis 😍 Freued eus scho uf dr nögschti Blog❣️ Liebi Grüess, Sylvia & Tom