Wir gehen wandern und zwar in Stepanzminda sowie von Juta nach Roshka (2-Tageswanderung).
Das bedarf einiges an Vorbereitung:
Rucksack organisieren, Velos an einem sicheren Ort deponieren, Transportmöglichkeit in die Berge finden, Ausrüstung in die Rucksäcke umdisponieren, Verpflegung für 2 Tage (ohne Kocher) einkaufen.
Glücklicherweise haben wir schon ein kleines Netzwerk unter Schweizern in Georgien aufgebaut. Den Rucksack bekommen wir von Rainer, der zusammen mit seiner Freundin Tato die beste Pizzeria Farina in Tiflis führt. Unsere Velos dürfen wir bei Lisa & Dario, die auch wieder in der Hauptstadt sind, unterbringen.
So weit so gut, ganz ungewohnt marschieren wir mit vollbepackten Rucksäcken Richtung Didube Busbahnhof. Dort geht es zu und her wie auf einem Bazar, nur dass anstelle von Lebensmitteln mit Bus-/Taxifahrten gehandelt wird. Ziemlich organisiert ist der gigantische Parkplatz nach Destinationen aufgeteilt. Einmal den gewünschten Zielort rausposaunt, wird man automatisch in die richtige Richtung geleitet.
Unser Taxifahrer war ein netter Herr, der von Tiflis zurück zu seinem Wohnort Stepanzminda fahren musste und zu einem fairen Preis eine Mitfahrgelegenheit anbot. Schade gibt es dieses Modell nicht auch in der Schweiz. Nach 30 Minuten war das Taxi voll und die 2.5-stündige Fahrt entlang der geschichtsträchtigen Heerstrasse, der Hauptverbindungsstrasse zwischen Georgien und Russland, konnte beginnen. Hoffentlich wird diese Fahrt entspannter als die letzte, bei der wir uns geschworen haben, nie wieder in ein Taxi zu steigen 😏.
Mit eingeworfener Übelkeitstablette liess sich die zum Teil kurvenreiche Fahrt gut überstehen, auch der Fahrstil war angemessen.
In Stepanzminda angekommen, hatten wir eine Mission zu erfüllen:
Ganz am Anfang unserer Reise lernten wir Winfried, den Revierförster vom Schellenberg in Deutschland, kennen. Wir erzählten ihm damals von unserem Plan, unter anderem durch Georgien zu radeln. Spannenderweise hatte er erst kürzlich einen Artikel über die Gergeti Kirche in Stepanzminda gelesen und war sehr angetan davon, diese einmal zu besuchen. Da dies auch unser Plan war, haben wir ihm versprochen, wenn wir es tatsächlich dorthin schaffen sollten, ihm eine Postkarte mit einem Bild der Kirche zu schicken.
So wanderten wir hoch zur Gergeti Kirche und konnten unser Versprechen einlösen. Sie ist die meist fotografierte Kirche in Georgien, von der aus man einen atemberaubenden Blick auf den dritthöchsten Berg des Landes (5’047m.ü.M.), namens Kazbeg, hat.
Der Weg hinauf zur Kirche Gergeti Dreifaltigkeitskirche Im Hintergrund thront der Kazbeg
Da der Anfahrtsweg nach Stepanzminda ziemlich lange ist, entschieden wir uns den Besuch der Kirche mit einer 2-Tageswanderung zu verbinden.
Am Morgen darauf chauffierte uns der Besitzer unserer Unterkunft nach Juta, dem Startpunkt der Wanderung über den Chaukhi Pass (3’341 m.ü.M.) nach Roshka.
Wunderschön entlang eines Tals ging es stetig bergauf. Wir begegneten nur wenigen anderen Wanderern und nach jeder Biegung und jedem zurückgelegten Kilometer eröffnete sich ein Wahnsinns-Panorama. Eine Begegnung der besonderen Art machten wir mit zwei Georgiern, die einen Hund und eine KATZE auf der Wanderung dabei hatten. Unsere Empathie endete, als die schwarze Katze hechelnd, miauend und nach Schatten suchend neben uns her taumelte. Wir teilten den Besitzern mit, dass es wahrscheinlich nicht sehr angenehm für die Katze sei und sie wohl besser umkehren sollten, was sie kurze Zeit später dann auch taten (was man nicht alles für Instagram macht 🙈).
Für uns ging es über den sehr steilen Anstieg hoch zum Pass. Die Luft wurde immer dünner und das Atmen wurde zunehmend schwerer. Doch die Strapazen zahlten sich aus, es war wahnsinnig schön. Nach dem Gipfelfoto und dem Mittagessen startete der doch sehr anspruchsvolle Abstieg ins Tal.
Sobald es dann endlich wieder etwas flacher wurde, schlugen wir unser Zelt auf. Wir platzierten es zwischen kleinen Bergbächen und direkt neben einem riesigen Felsbrocken, auf dem wir das Bergpanorama und Abendessen geniessen konnten.
Am nächsten Tag stellten wir fest, die Ausdauer ist vorhanden, die Muskeln, die beim Wandern beansprucht werden, sind aber definitiv nicht die gleichen wie beim Velofahren 😅. Wir hatten übelsten Muskelkater. Dieser wurde durch die weiteren 1’200 hm bergab weiter verstärkt.
Die arme Katze Obligatorisches Gipfelfoto auf 3’341 m.ü.M. Es geht sehr steil runter!
Eigentlich planten wir das Ende der Wanderung in Roshka. Von da aus hiess es in den Berichten von anderen (wahrscheinlich vor Corona), dass es Möglichkeiten für den Transfer nach Tiflis oder zumindest an eine grössere Kreuzung geben sollte. Da standen wir nun in einem extrem abgelegen Dorf aus ungefähr 10 Häusern. Nach kurzer Zeit gesellten sich drei deutsche Weltebummler zu uns, die die Wanderung auch meisterten. Allesamt machten wir uns im Dorf vergeblich auf die Suche nach einer Mitfahrgelegenheit. Nach einiger Zeit entschieden wir uns dann, zu Fuss die Strecke zur nächsten Weggabelung zu bestreiten. Es ging 2,5 Stunden auf einer Schotterstrasse bergab, was sich anfühlte wie eine Ewigkeit. Zum Glück konnten wir uns mit unseren Weggefährten unterhalten und spannende Erlebnisse austauschen. Einer der drei Deutschen reist nämlich schon seit über 5 Monaten durch Georgien und erzählte schöne wie auch haarsträubende Geschichten, die er erlebte. So half er zum Beispiel beim Kastrieren von Bullen, Schweinen und Ziegen und kam danach in den Genuss des frisch zubereiteten Hodeneintopfs 😱.
Insgesamt warteten wir dann an der Kreuzung nochmals 2 Stunden bis uns jemand an einen Ort kurz vor Tiflis mitnehmen konnte. Von da aus legten wir dann mit der Marshrutka (Minibus) noch den Rest der Strecke zurück.
Die Strasse von Roshka runter zur Kreuzung
Bereits das dritte Mal sind wir nun am Dreh- und Angelpunkt von Georgien, in Tiflis.
Noch im letzten Blog waren wir uns sicher, dass es nach Armenien weiter geht. Nun sprechen folgende Kriterien dagegen:
- Um uns in Georgien impfen lassen zu können, müssen wir uns mindestens 3 Monate im Land aufhalten. Würden wir weiter nach Armenien reisen, verfallen unsere bisherigen ~2 Monate.
- In Armenien könnten wir uns zwar bereits nach 11 Tagen mit AstraZeneca impfen lassen, was dann aber in der Schweiz nicht anerkannt würde. In Georgien bekämen wir Pfizer – BioNTech.
- Im Moment sieht es nicht nach einer Grenzöffnung östlicher Länder inkl. Iran aus.
- Dario & Lisa bleiben auch noch länger in Georgien, so ergibt sich hoffentlich nochmals die Möglichkeit, einen Teil gemeinsam zu fahren.
Des Weiteren haben wir uns nun entschlossen, falls es nach der Impfung und vor Wintereinbruch nicht weiter geht, wir die Reise pausieren und den Winter in der Schweiz verbringen würden. Alle anderen Optionen wie z.B. nach Mexiko oder Afrika zu fliegen, kommen für uns derzeit nicht in Frage. Es macht für uns keinen Sinn extra für ein paar Wochen um die halbe Welt zu jetten.
Noch sind wir guten Mutes und geniessen Georgien. So planen wir den für uns noch unentdeckten Osten zu erkunden, wo wir unter anderem vorhaben, die gefährlichste Strasse Europas zu fahren – bleibt gespannt 😉.
Ja, kommt Zeit, kommt Rat…
Im Namen der Katze bedanke ich mich herzlich bei euch. Ihr kennt das wahre Wesen von Katzen: sie mögen keinen Stress und die faszinierende Aussicht konnte das bei ihr auch nicht ändern.
Auf das Katzenleben und auf euch, herzlichst Heidi, d Mum
Liebi Mame, liebs Heidi
Ja, tatsächlich war sie unter Stress. Glücklicherweise konnten wir bis jetzt aber vor allem zufriedene Tiere erleben und sehen.
Ganz liebi Grüess
Hallo ihr Weltenbummler. Gerne lese ich eure Abenteuer und was ihr so alles erlebt. Hut ab vor der Leistung die ihr bis jetzt geleistet habt. Durchhaltevermögen, Energie und vorallem das der Körper dies mit macht. Ich wünsche euch weiterhin alles Gute, vorallem Unfallfrei und Gesundheit. Erlebnisse die man nie mehr vergisst. Liebe Grüsse aus der Schweiz Etel
Hallo Etel
Schön, dass du auf unseren Blog gestossen bist. Herzlichen Dank für die Komplimente und Wünsche, auch wir wünschen dir alles Gute.
Liebe Grüsse